Dienstag, 27 Mai 2025 12:15

Pflege im Saarland - Abhängig von Migration

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Internationale Rekrutierung Internationale Rekrutierung Foto: pixabay

Über 50 Prozent der Klinikmitarbeitenden in einzelnen Häusern haben einen Migrationshintergrund. Das zeigen aktuelle Zahlen aus mehreren großen Krankenhäusern im Saarland. Ohne diese Arbeitskräfte wäre die Gesundheitsversorgung im Land kaum aufrechtzuerhalten. Besonders betroffen sind die Bereiche Pflege und ärztlicher Dienst. Die Kliniken sprechen von einer fundamentalen Notwendigkeit internationaler Rekrutierung.

Inhaltsverzeichnis:

Marienhaus Gruppe mit über 50 Prozent Mitarbeitenden mit Migrationsgeschichte

Der Anteil der ausländischen Staatsbürger in saarländischen Kliniken liegt zwischen 10,6 und 15,5 Prozent. Hinzu kommen Eingebürgerte und Nachkommen mit Migrationsgeschichte, deren Anteil nicht genau erfasst wird, aber deutlich höher eingeschätzt wird. In manchen Häusern beträgt dieser Anteil über die Hälfte. Mitarbeitende stammen aus mehr als 70 Ländern, darunter Syrien, Mexiko, Indien und Rumänien. Im Klinikum auf dem Winterberg in Saarbrücken arbeiten 435 Menschen aus 74 Nationen.

Dietmar Bochert, Sprecher der Marienhaus Gruppe, gibt an, dass der Anteil an Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund in seinen Einrichtungen in Saarlouis, Neunkirchen und St. Wendel über 50 Prozent beträgt. Besonders im ärztlichen Dienst sei Syrien mit 43 Ärztinnen und Ärzten stark vertreten. Weitere Herkunftsländer sind Italien, Polen, Indien, Bosnien und Rumänien.

Auch das SHG-Klinikum Sonnenberg in Saarbrücken

Auch das SHG-Klinikum Sonnenberg in Saarbrücken schätzt den Anteil der Beschäftigten mit Migrationsgeschichte auf über 40 Prozent. Klinikleitungen betonen, dass ein Wegfall dieser Fachkräfte massive Folgen für die Patientenversorgung hätte.

Universitätsklinikum des Saarlandes setzt auf internationale Pflegekräfte

Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg wirbt seit 2019 gezielt Pflegepersonal aus Mexiko an. Inzwischen arbeiten dort 291 Pflegekräfte aus anderen Ländern. Von den rund 800 Ärztinnen und Ärzten stammen etwa 280 aus dem Ausland, vor allem aus Syrien, Rumänien und Luxemburg.

Im Klinikum auf dem Winterberg sind etwa 25 Prozent des ärztlichen Personals und 19 Prozent der Pflegekräfte nicht in Deutschland geboren. Die größte ausländische Gruppe stammt mit 118 Personen aus Mexiko, wie Kliniksprecherin Kristin Schäfer berichtet.

Bedeutung für multikulturelle Patientenversorgung

Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Migrationsgeschichte steigt. Das stellt besondere Anforderungen an das Personal. Susanne Faas vom Caritas Klinikum Saarbrücken hebt hervor, wie wichtig Mitarbeitende mit kultureller Vielfalt sind. Sie helfen nicht nur bei der Kommunikation, sondern auch bei kultursensibler Pflege und schaffen ein Gefühl von Sicherheit.

Pflegedirektor Serhat Sari vom UKS bezeichnet Diversität im Pflegeteam als notwendige Grundlage. Die kulturelle Vielfalt ermögliche eine individuelle und zielgerichtete Versorgung der Patienten aus unterschiedlichsten Hintergründen.

Zukunft nur mit internationaler Rekrutierung gesichert

Der Fachkräftemangel wird sich verschärfen. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass in den nächsten zehn Jahren rund zehn Prozent der Beschäftigten im Saarland in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig steigt die Zahl älterer Patientinnen und Patienten.

Christian Müller, Personaldezernent des UKS, betont die Bedeutung internationaler Rekrutierung. Menschen aus Mexiko, Indien, Kolumbien, dem Iran und mehreren Balkanländern bringen Fachwissen und Engagement mit. Diese Entwicklung sei für das Saarland unerlässlich. Umso wichtiger sei es, diesen Mitarbeitenden auch außerhalb des Berufslebens ein Gefühl von Heimat zu vermitteln.

Quelle: Tagesschau, www.welt.sn2world.com