Dienstag, 17 Juni 2025 12:49

Illegale Beschäftigung in Mannheim

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 Prozess gegen Schleuserbande wegen Schwarzarbeit von 67 Personen gestartet. Prozess gegen Schleuserbande wegen Schwarzarbeit von 67 Personen gestartet. pixabay/Foto illustrativ

Vier Angeklagte stehen wegen mutmaßlicher Schleusung und Schwarzarbeit von mindestens 67 Menschen vor Gericht. Der Prozess begann am Montag in Mannheim.

Inhaltsverzeichnis:

Anklage gegen Firmenchef und Mittäter

Der 39-jährige Hauptangeklagte soll gemeinsam mit zwei Männern und einer Frau zwischen Juni 2021 und September 2024 mindestens 67 Personen illegal nach Deutschland gebracht und beschäftigt haben. Die Betroffenen kamen überwiegend aus Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan. Der Hauptangeklagte leitete zwei Firmen in Mannheim – ein Bauunternehmen und eine Zeitarbeitsfirma. Beide wurden auf den Namen seiner Eltern geführt. Gegen diese wird separat ermittelt.

Laut Staatsanwaltschaft waren die Beschäftigten nicht bei der Sozialversicherung angemeldet. Sie erhielten Stundenlöhne zwischen 8 und 9,50 Euro netto. Ein Teil der Bezahlung erfolgte schwarz. Die dadurch entstandenen Schäden für die Sozialkassen werden auf rund 478.000 Euro beziffert. Die Wohnungen, in denen die Arbeiter lebten, wurden von den Firmen angemietet. Monatlich wurden etwa 300 Euro Miete vom Lohn abgezogen.

Hauptangeklagter bestreitet Schleuserstrukturen

Beim Prozessauftakt gestand der Hauptangeklagte einzelne Vorwürfe. Er wies jedoch die Darstellung zurück, es habe eine organisierte Schleuserbande gegeben. Einer seiner Verteidiger erklärte, die Hauptverhandlung werde zeigen, dass kein typischer Schleuserfall vorliege. Die angeworbenen Personen seien freiwillig eingereist und hätten teilweise über ein Jahr gearbeitet.

Die beiden Mitangeklagten Brüder sollen sich um gefertigte Ausweisdokumente gekümmert haben. Die gefälschten Pässe stammten laut Anklage überwiegend aus der Türkei. Die Dokumente wurden bei Fälschern in Auftrag gegeben. Alle drei Männer sitzen aktuell in Untersuchungshaft.

Rolle der Buchhalterin und finanzielle Vorteile

Die angeklagte Frau war Buchhalterin in den Firmen und soll das illegale System mitorganisiert haben. Sie war für mehrere Monate in Haft. Ihre Untersuchungshaft wurde später unter Auflagen ausgesetzt. Die Ermittlungen werfen ihr Mittäterschaft vor.

Die Staatsanwaltschaft schätzt, dass durch die illegalen Beschäftigungen rund 2,5 Millionen Euro Gewinn erzielt wurden. Die Firmen konnten durch vermiedene Sozialabgaben und geringere Lohnkosten ihre Dienstleistungen günstiger anbieten. Das habe einen klaren Wettbewerbsvorteil geschaffen.

Weitere Verhandlungstage geplant

Der Prozess vor dem Landgericht Mannheim soll bis Ende September laufen. Insgesamt sind 21 weitere Verhandlungstage angesetzt. Die Ermittlungen gegen weitere Beteiligte, darunter auch die Eltern des Hauptangeklagten, dauern an.

Quelle: SWR, www.globewings.net/de