Inhaltsverzeichnis:
- Sabine Dengel und die Herausforderungen in Saarbrücken
- Der „Saarbrücker Weg“ als pragmatische Lösung
- Neue Rhythmen und Schichtmodelle im Schulalltag
- Saarland im Vergleich und Ausblick
Sabine Dengel und die Herausforderungen in Saarbrücken
Die Landeshauptstadt Saarbrücken betreibt derzeit 29 Grundschulen. Etwa 67 Prozent der rund 6300 Kinder erhalten bereits ein Ganztagsangebot. Bildungsdezernentin Sabine Dengel betont, dass die Stadt große Fortschritte gemacht habe. Trotzdem reichen die Kapazitäten nicht aus, um die bundesweit geforderte 80-Prozent-Quote zu erfüllen.
Die Bundesregierung hat Milliardenhilfen bereitgestellt, unter anderem durch das „Schulbaustein-Programm“. Saarbrücken erhält daraus rund 30 Millionen Euro. Dennoch bleiben die räumlichen Probleme bestehen. Viele Standorte – wie in Altenkessel oder an der Weyersbergschule in Burbach – können nicht weiter ausgebaut werden, da es an Platz und Baugenehmigungen mangelt.
Auch an anderen Schulen wie der Turmschule in Dudweiler, in Bübingen oder am Geisberg fehlen Räume. An 16 Standorten besteht akuter Raummangel, die Hälfte davon kann baulich nicht erweitert werden. Diese Zahlen zeigen, wie groß die organisatorischen Hürden sind.
Weitere Entwicklungen in der Stadt, etwa neue kulturelle Formate wie die Verbindung von Klang und Kunst in Saarbrücken, verdeutlichen, dass urbane Räume zunehmend um Nutzung konkurrieren.
Der „Saarbrücker Weg“ als pragmatische Lösung
Um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, setzt die Stadt auf den sogenannten „Saarbrücker Weg“. Dabei sollen keine neuen Gebäude entstehen, sondern vorhandene Räume flexibler genutzt werden. Kinder können künftig auch an Schulen eingeschult werden, die bis zu zwei Kilometer vom Wohnort entfernt liegen.
Dieses Modell soll dafür sorgen, dass jedes Kind einen Ganztagsplatz erhält. Eltern müssen jedoch möglicherweise längere Wege oder zusätzliche Transportkosten einplanen. Das Bildungsministerium hat sich offen für das Konzept gezeigt, eine Zustimmung des Stadtrates steht noch aus.
Ralf Becker, Abteilungsleiter des Schulamtes, hat die Details ausgearbeitet. Er erklärt, dass an vielen Schulen Container als Zwischenlösung dienen, bis neue Standorte wie der geplante Bildungscampus West entstehen. Dieser wird frühestens in fünf Jahren fertiggestellt. Erst dann ist mit einer deutlichen Entlastung zu rechnen.
Ein ähnlicher Pragmatismus zeigt sich auch in anderen städtischen Bereichen. So führte beispielsweise die Wiedereröffnung der Bismarckbrücke zu einer kurzfristigen Entlastung im Verkehr – ein Beispiel für schnelle, funktionale Lösungen im Stadtmanagement.
Neue Rhythmen und Schichtmodelle im Schulalltag
Die Stadt plant eine „Rhythmisierung“ der Nachmittagsbetreuung. Ab dem Schuljahr 2026/27 sollen kurze Gruppen künftig bis 16 Uhr statt bisher 15 Uhr betreut werden. So lassen sich Klassenräume im Schichtbetrieb nutzen.
Beispiel:
- Gruppe – Hausaufgaben von 14 bis 15 Uhr
- Gruppe – Hausaufgaben von 15 bis 16 Uhr
Schulamtsleiterin Karin Beck betont, dass damit kein Qualitätsverlust verbunden sei. Die Bundesregierung schreibt ein Betreuungsfenster von 8 bis 16 Uhr vor. Mit der Anpassung erfüllt Saarbrücken diese Vorgabe.
An den sechs bestehenden gebundenen Ganztagsschulen bleibt alles wie bisher. Diese Schulen bieten Unterricht, Freizeit und pädagogische Angebote im festen Zeitrahmen. Die Verwaltung geht davon aus, dass künftig mehr Einrichtungen zu solchen „echten Ganztagsschulen“ werden.
In diesem Zusammenhang erinnert man sich an die Ausbaupläne im Regionalverband, über die bereits im Zusammenhang mit dem Anstieg digitaler Bauanträge im Regionalverband Saarbrücken berichtet wurde.
Saarland im Vergleich und Ausblick
Im Bundesvergleich liegt das Saarland mit einer Ganztagsquote von über 96 Prozent bundesweit auf Platz zwei hinter Sachsen. Hamburg folgt knapp dahinter. Für die 160 Grundschulen im Land schätzt der Saarländische Städte- und Gemeindetag einen Investitionsbedarf von 700 Millionen Euro.
Davon entfallen mehr als 330 Millionen Euro auf die Umsetzung des Rechtsanspruchs ab 2026. Das Modell aus Saarbrücken könnte Vorbild für andere Städte werden, in denen Platzmangel herrscht. Kreative Nutzung statt Neubau – dieser Ansatz könnte bundesweit Schule machen.
Während Saarbrücken an Bildungskonzepten arbeitet, wächst auch das kulturelle Angebot der Stadt. Veranstaltungen wie die Kinderbuchmesse in Saarbrücken zeigen, dass Bildung und Kultur hier eng verbunden sind.
Die nächsten Monate werden entscheiden, ob der Stadtrat den „Saarbrücker Weg“ offiziell freigibt. Sicher ist: Der Zeitdruck bleibt groß, denn bis Sommer 2026 muss jedes Kind, das möchte, einen Platz erhalten.
Quelle: Saarbrücker Zeitung, www.extratimeout.com/de